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MILITÄR
Die Flotten des Imperiums


SEEPERSONAL
ROJER
SPEZIALISTEN

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Die Spezialisten & höheren Chargen

Zu den principales (Unteroffizieren) an Bord eines Kriegsschiffes zählte der celeusta (auch pausarius oder hortator genannt; der Rojermeister). Er dürfte doppelten Sold bezogen haben und verantwortete alle Aktivitäten samt Ausbildung, welche mit den Rojern in Zusammenhang standen. Als Gehilfe in Mannschaftsrang - wohl aber ein immunis (Gefreiter) - war ihm an Achtern der symphoniacus (Flottenflötist) zugeteilt, der den Rudertakt angab. Die hellen Töne seiner Flöte konnten die Nebengeräusche auch bei schwerem Seegang durchdringen. Ebenfalls den Takt angeben konnte der pitulus (Flottentrommler) mit Schlägen auf das tympanon (Trommel). Warum es einerseits Flötisten, auf der anderen Seite Trommler gab ist unbekannt. Möglich ist auch, dass auf besonders grossen Schiffen beide Taktgeber vorhanden waren. Für Schiffe im Hilfsdienst, wie Patrouillenboote oder Transporter, ist die Bezeichnung portisculus überliefert, doch ist unklar ob dies nicht nur eine literarische Entsprechung des pitulus darstellt. Der portisculus gab den Takt mittels Schlagholz vor. Auf kleinen Schiffen war die Besegelung das vorrangige Antriebsmittel, sodass Rojer nur in Notfällen zum Einsatz kamen und der Takt von einem praeco (Ausrufer) vorgegeben wurde, der diesen nicht nur mit dem Schlagholz klopfen, sondern auch vorsingen konnte; vlg. hierzu etwa das neuzeitliche Lied „What shall we do with the drunken sailor?“.

Nicht zur Besatzung, sondern zur Marineinfanterie gehörten die zwei oder drei aeneatores (Militärmusiker), welche Blasinstrumente führten und ihre Signale nicht für die Rojer, sondern für die Seemannschaft und vor allem die Bordinfanterie gaben. An Bord hatte der tubicen (Tubabläser) den höchsten Rang. Er trat alleine mit seiner tuba nur in bestimmten Situationen hervor; etwa bei „Klar Schiff zum Gefecht!“. Die meisten Signale blies er gemeinsam mit dem cornicen (Hornist). Ob die das cornu (Horn) spielenden Musiker wie ihre Kollegen an Land ebenfalls Tierfelle über dem Kopf trugen ist unbekannt, aber wahrscheinlich. Auf Flaggschiffen ergänzte der bucinator (Trompeter) die Militärmusik. Mit der bucina (eine Kurzposaune) wurden Spezialsignale im Hafen, auf Reede oder im Lager gegeben; auch die Kommandanten rief man mit einem derartigen Signal zum Schiff. Da bucinatores an Land nur für die Legionslager selbst belegt sind, dürfte ihre Verwendung in den Flottenstützpunkten ähnlich gewesen sein. Die tagtägliche Bedeutung der Militärmusiker war im Gegensatz zum Landheer wesentlich grösser, da alle Kommandos an Bord angeblasen wurden. In Ermangelung einer Schiffsglocke galt dies auch für die Wachablöse, die anders als in späterer Zeit nicht jede halbe Stunde, sondern nur vier Mal in der Nacht durch ein Hornsignal bestätigt wurde.

Die Besegelung zu verantworten hatte der velarius (Segelmeister), der ebenfalls ein duplicarius (Unteroffizier mit doppeltem Sold) war. Die Zahl der ihm unterstellten Mannschaften war wesentlich geringer, als beim Rojermeister, da antike Kriegsschiffen primär gerudert wurden. Schlussendlich gehörte auch der faber navalis (Schiffszimmermann) zu den höheren Unteroffizieren. Er war für alle Reparaturen an Bord verantwortlich.

Auf grösseren Kriegsschiffen erledigte der beneficiarius trierarchi (Adjutant) als immunis (Gefreiter) alle anfallenden Verwaltungsangelegenheiten. Ihm konnten aber noch der secutor trierarchi (Befehlsausfolger) als Assistent sowie der scriba trierarchi (Rechnungsführer & Zahlmeister) zur Entlastung zugeteilt sein; ferner der adiutor (ein Hilfsbeamter), der exceptor (Bordschreiber) sowie der librarius (Archivar). Ebenfalls zur Verwaltung zählte der subunctor (Untersalber), der das Olivenöl an die Mannschaften ausgab, damit sie sich gegen Sonnenbrand schützen konnten.

Eine Sonderstellung nahmen jene Seeleute ein, die priesterliche Funktionen ausübten. Der victimarius (Opferdiener) assistierte bei den Riten und sorgte für die Schlachtung der Opfertiere. Der coronarius (Kranzbinder) besorgte die Bekränzung der Schiffe und vor allem des tutela navis (Schutzgottheit eines Schiffes). Sie leisteten gewöhnlichen Marinedienst und wurden nur zu den Feierlichkeiten aktiviert. Sie stehen damit zwischen den gemeinen Soldaten und den Gefreiten.

Um die medizinischen Belange kümmerte sich der medicus (Schiffsarzt), der als duplicarius (Unteroffizier mit doppeltem Sold) rein organisatorisch einen höheren Rang einnahm, als seine Kollegen an Land. Dies stand wohl mit der höheren Verantwortung in Zusammenhang, da ein Ausfall einiger Legionäre an Land weniger die Kampfkraft minderte, als die Krankenstände einer gleichen Anzahl von Rojern an Bord eines Schiffes.

Ebenfalls mit doppeltem Sold diente der proreta (Untersteuermann), der auch die Funktion eines zweiten und wachhabenden Offiziers an Bord erfüllte. Verantwortlich für die prora (Vorschiff) sass er auf der Back, d.i. der vordere Aufbau an Deck, und half bei der Navigation des Schiffes mittels unterstützender Kommandos an den Steuermann an achtern. Sein Geschick war vor allem bei Verbandsfahrten und im Gefecht gefragt. Abseits davon unterstanden ihm die Matrosen des seemännischen Dienstes und er hatte für die Instandhaltung des gesamten Gutes, d.i. die Takelage, zu sorgen; aber auch die scaphae (Beiboote).

Der gubernator (Steuermann) trug die Gesamtverantwortung für Steuerung und Navigation des Schiffes und diente auch als erster Offizier an Bord. Er bediente jedoch nicht persönlich die Ruder, welche von eigenen Rudergängern gehalten wurden. Diese wurden im allgemeinen aus den besten Rojern ausgewählt und dürften zu den Gefreiten gezählt haben. Als höchster Unteroffizier an Bord unterstanden dem Steuermann direkt der celeusta und der proreta. Sein Platz fand sich achtern, von wo aus alle antiken Schiffe aus kommandiert worden waren. Im Gefechtsfall hielt sich dort auch der Kapitän auf. Handelt es sich um ein Flaggschiff, so platzierte sich dort auch der Flottenführer mit seinem Stab.

Etruskisches Trinkhorn in der Form eines Rammspornes;
heute im British Museum

ex Libro N.Fields, P.Bull "Ancient Greek Warship"
(c) N.Fields


Quellen: H.D.Viereck "Die römische Flotte", N.Fields, P.Bull "Ancient Greek Warship 500-322 BC", "Der kleine Pauly"

 

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(PL)